Freitag, 15. August 2014

Wenn es nicht anstrengend wäre usw.

Einige Tage sind nun schon vergangen seit meinem letzten Eintrag.
Fast vier Wochen verbringe ich nun bereits auf der Oakstead Farm in Newstead bei Hamilton und es ist keineswegs jeden Tag das gleiche, wie ich anfangs dachte.
Es ist einiges passiert seit meinem letzten Eintrag.

Das, was mich am meisten mitnimmt, sind die Kühe und Kälber, die gestorben sind.
Am 04. August ging es der kleinen Pudding und dem Jungbullen John sehr schlecht. Pudding war schwach, lag nur herum und auch wenn sie immer ausreichend getrunken hatte, lag sie im Sterben. John hatte eine geschwollene Zunge im Rachen und konnte nicht richtig atmen. Wir haben beiden homöopathische Mittel gegeben. Johns Schwellung ging zurück und ihm ging es am Nachmittag dann schon besser. Wir vermuten, dass er eine kleine Spinne verschluckt hat, die ihn dann gebissen hat. Was anderes kann es eigentlich nicht gewesen sein. Jetzt geht es ihm jedenfalls wieder super.

Pudding R.i.P
Von Pudding kann man das leider nicht behaupten. Irgendetwas war mit ihr, was nicht behandelbar war. Sie starb schließlich noch am gleichen Abend. Ich war ziemlich traurig, denn ich hatte sie gern und es war das erste tote Kalb überhaupt. Aber da, wo sie jetzt ist, geht es ihr wohl besser. Das gleiche gilt für einen kleinen Bobbie von einem Tag später. Er kam behindert auf die Welt und konnte nicht allein leben. Er starb einen Tag nach seiner Geburt.

Diese Woche sind dann noch zwei Kühe gestorben.
Einmal Cookie, Pancakes Mama. Sie starb an Leberversagen. Das hatte sie wohl schon während der Schwangerschaft, konnte aber irgendwie durch die Leber ihrer Tochter weiterleben. Aber kurz nach der Geburt hat sich das Versagen dann bemerkbar gemacht und von der Kälte etc hat sie dann auch noch eine Lungenentzündung bekommen. Sie hat unendlich gelitten und Gail hat jemanden gerufen, der sie erlöste. Es war besser so...es war schrecklich, sie leiden zu sehen.

Am Dienstag hat Bluebell kalben wollen. Allerdings lag ihr Kalb verkehrt herum in ihrem Bauch und konnte nicht raus. Wir mussten den Tierarzt rufen. Der konnte das Kalb nur noch tot herausholen. Bluebell hatte unendliche Schmerzen, aber wir versuchten 24 h lang alles, um sie zu retten. Decke, Heu, warmes Wasser....Wir haben alles versucht, aber sie starb in der Nacht am Milchfieber und dem Trauma der Geburt :(

Und gestern dann die nächsten Toten: Ein Kalb ist bei der Geburt in der Nacht so heraus geplumpst, dass sein Kopf unter dem Körper lag. Es konnte nicht oder kaum atmen und starb wahrscheinlich gleich ein paar Minuten nach der Geburt. Und ein anderes wurde wieder behindert geboren und lebte nicht lange.

Sie alle sollen es gut haben im Kuh-Himmel.

Aber hey, es sind nicht nur schreckliche Dinge passiert: Es sind nebenbei auch viele gesunde Kälber zur Welt gekommen. Wir haben statt 25 doch 28 Kälber behalten. Sie haben mittlerweile auch alle Namen. Ich versuche gerade, Fotos von allen zu machen, dann werde ich sie euch alle mal vorstellen :D
Muh an unserem Kühlschrank
im Cow Sheet :D

Sie wachsen prächtig und werden einfach immer größer und erdrücken mich mit ihrer Liebe. Ich bin ja immer noch ihre Mama und auf einer Skala von 1 bis 10 lieben sie mich wohl mit einer 12, was manchmal ganz schön weh tut^^
Mein erster Melk-Versuch, gleich 5 Liter! :D
Ich hab viel Dinge gelernt seit ich hier bin.
Besonders stolz bin ich darauf, dass ich jetzt handmelken kann :) Es war am Anfang echt anstrengend, aber jetzt kann ich es schon richtig gut und Gail lässt mich öfter Mal an die Colostrums ran, die frisch gekalbt haben zum Handmelken. Es macht echt Spaß! Aber ich muss immer daran denken, wieviele Kühe man früher hatte, die man mit der Hand melken musste. Oma, wie habt ihr das gemacht? :D

Das ist unser Baby :D John Deere, ein Jahr alt.
Dann hatte ich eine Fahrstunde im Traktor-Fahren und darf jetzt schon allein Silage füttern und so weiter mit dem Traktor. Es ist echt krass. Das Ding hat 24 Vorwärts-Gänge. Und das gleiche kann man nochmal rückwärts fahren. Und die ganzen Hebel und Schalter sind etwas verwirrend. Aber nach und nach verstehe ich das ganze System^^ Am Anfang hab ich etwas geschaut wie das Schwein ins Uhrwerk :D
Etwas, das nicht spektakulär ist, aber total Spaß macht, ist den Boden im cow sheet mit einem Feuerwehrschlauch abzuspritzen :D Das erste Mal war ich nicht darauf gefasst, dass ein Schlauch so stark ist :D Musste erstmal einen kleinen Schritt zurückgehen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren :) Ich melde mich jetzt meistens freiwillig, sauber zu machen :D Ja Mama und Papa da staunt ihr, was? ;-)

Das Haus der Smith :)
Sonst sind so viele kleine Dinge passiert:

Am letzten Samstag haben wir die Kälber, die schon Alt genug waren, also alle bis auf die letzten sechs, enthornt. Man war das ein Job! Mit einem heißen Eisen werden die Hornansätze weggebrannt, sodass sie in ihrem Leben keine mehr ausbilden. Klingt eigentlich ganz einfach, aber: Es stinkt wie Hölle! (Wie angebrannte Haare und das zweieinhalb Stunden lang!) und die Kälber finden die Idee (verständlicher Weise) gar nicht mal so super :D also machen sie ein heiden Theater! Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, meine Babys festzuhalten und habe mir dabei die ein oder andere Wunde zugezogen – Schnitte, Blaue Flecken etc :D Und saumäßigen Muskelkater! Mit einem Monat entwickeln die kleinen Biester schon solche Kräfte, dass sie selbst mich hochheben können, wenn ich mich mit voller Kraft auf sie stemme :O Aber jetzt ist es fast geschafft! Nur noch sechs Kälber zu enthornen und dann wird es ihnen ihr Leben lang besser gehen. Sie müssen sowieso enthornt werden und in dem Alter passiert es noch relativ schmerzfrei und ohne Blut. (Wenn sie nicht danach gegen die Wand rennen, dann sehen sie aus wie aus SAW :D Manche haben das gemacht! Blöd wie sie sind ;D) 
Manche schneiden den erwachsenen Tieren dann die Hörner ab, das blutet wie sau und ist noch viel schmerzhafter als das bisschen Wegbrennen.
Es gab auch gleich danach Fressen, sodass sie die Schmerzen binnen kurzer Zeit schon wieder vergessen hatten und auch wieder zu mir kuscheln kamen :) Manche brauchten ein paar Tage, um es mir nicht mehr übel zu nehmen, aber selbst sie sind jetzt wieder anhänglich.

Bei der Gelegenheit haben wir sie alle noch getagt und jetzt hat jeder seine Nummer fürs Leben. :)

Viele Schafe auf dem Markt :D
Zu dieser Jahreszeit recht leer.
Letzte Wochen haben wir noch die Schweine zum Schlachter gebracht und waren danach noch auf einem Viehmarkt. Wir werden in den nächsten Tagen den Schinken beim Schlachter abholen. Ich durfte zugucken, wie ein Bull „behandelt“ wurde: Erschießen, Haut abziehen, Eingeweide herausholen und vierteilen :D Ein tolles Bild, sag ich euch ;) Und mir wurde nicht mal schlecht oder sowas. Ich bin zu kalt für diese Welt^^

Das denke ich allerdings nie, wenn ich die süßen Lämmer der Nachbarin sehe und immer fast anfange zu qietschen, so süß sind die! Ich schwöre, wenn ich könnte, würde ich sie einfach entführen! :D *-*
Sind sie nicht wahnsinnig süß? Wie der kleine die Zunge rausstreckt *-*
Letzte Woche war ich im wahrsten Sinne des Wortes sehr „geladen“. :D
Auf dem Hauptstromzaun, der direkt am Kalbsstall verläuft, haben wir 4500 Volt.
Ich berührte ihn aus Versehen und spürte nichts. Natürlich verwunderte mich das, denn wir hatten in den letzten Tagen öfter mal einen kaputten Zaun und da wollte ich da natürlich sichergehen, dass dieser nicht auch den Geist aufgegeben hat.
Ich habe ihn noch zwei Mal kurz berührt – nichts.
Also wollte ich Gail zeigen, dass es nicht geht, habe ihn mit beiden Händen etwas länger angefasst und BUUUM. Ein Schlag komplett durch meinen Körper. Ich spürte meinen Körper kurz nicht mehr. Dieser Sprang ohne meine Zustimmung einfach mal 1,5 m zurück.
Logisch, denn ich hatte ja irgendwie den perfekten geschlossenen Stromkreis mit meinen Armen gebildet :D Bravo Jo :D
Ich hatte die nächsten zwei Tage noch ziemlich Schmerzen überall, vorallem im Oberkörper, aber jetzt geht es wieder.^^
Ich rate euch das auf jeden Fall niemals! ;) Ich werde mich auch hüte, es nochmal zu tun :D Sonst gibt es Brat-Jo das nächste Mal^^


Weltuntergang in Newstead :D
Apropos Braten: Das Essen ist immer noch genauso gut wie immer und ich habe herausgefunden, dass wir hier das Regenwasser trinken. Die Luft ist so sauber, dass man das machen kann :) Und es schmeckt echt nicht schlecht! Schade, dass wir das nicht so richtig machen könnten, es würde viel Geld sparen!

Kurz vor dem nächsten Regen.
Apropos Regen: Das Wetter ist hier à la April. Es regnet sooo viel, dass ich manchmal fast schwimmen muss. Früh friert es oft, wenn es nicht regnet. Manchmal haben wir immer noch Minusgrade und einen dichten Nebel, dass man Straßenschilder erst erkennt, wenn man daran vorbei fährt. Dann muss ich die Kühe immer suchen auf der Weide, um sie zum Melken zu bringen. Also ich mag ja Verstecke-Spielen, aber früh um sechs bei Schweinekälte ne danke :D

Regen und Sonne zusammen sind keine Seltenheit.
In den letzten tagen scheint die Sonne immer mal wieder und in der nächsten Minute wieder Regen. Oft fällt einfach beides zusammen und ich sehe jeden Tag mindestens zwei Regenbögen :
Einen früh, wenn die Sonne aufgegangen ist und meistens einen vor Sonnenuntergang noch mal, wenn es geregnet hat :)

Unser Tag beginnt jetzt schon um 5.45 Uhr jeden Tag.
Und das sieben Tage die Woche! Aber ich würde keine Minute auf den Gedanken kommen, mich zu beschweren! Man hat gar keine Gelegenheit dazu bei der vielen Arbeit. Es ist viel entspannter als eine Fünf-Tages-Woche. Man hat nämlich kein Wochenende zum Ausruhen, an dem man eventuell feststellen könnte, dass Frei zu haben viel schöner ist als arbeiten :)

Zitronenbaum in der Einfahrt.
Und so arbeite ich glücklich und zufrieden die Stunden ab. Diese Woche waren es fast 51 Stunden, aber es wird wohl noch mehr werden :D Es ist echt anstrengend und so weiter, aber Papa würde sagen: 
"Wenn es nicht anstrengend wäre, würde es Urlaub heißen." :D

Jannik hat seinen Job wieder verloren – sie haben jemanden professionellen eingestellte (zum Kälber füttern zwar schon etwas komisch, aber naja). Er ist jetzt wieder nach Auckland gegangen, um nach einem Auto für sich zu sehen. Dann kommt er vielleicht zurück und holt seine restlichen Sachen ab. Mal sehen, vielleicht reisen wir nochmal irgenwann zusammen, aber das werden wir erstmal nicht planen, denn wer weiß, was passiert.

Orangen direkt vor meiner Tür. 
Ich plane weiter meinen Trip. Aus dem Lonely Planet suche ich mir Orte heraus, die ich unbedingt sehen will und dann überlege ich, wo und wie ich am besten Reise. Zu diesem Zwecke habe ich mir auch einen Reiseatlas geholt und markiere dort eine grobe Route :)

Ich könnte hier auch ein paar Kontakte von der Nachbarin Andrea bekommen von einem Bootsbauer in der Bay of Plenty :) Mal sehen, was sich da vielleicht ergibt und wo es mich hintreibt! :)

So zum Schluss einige mehr oder weniger wichtige Nebeninfos, die nicht lang und/oder wichtig genug sind für einen eigenen Absatz oder einfach aus dem Grund hier stehen, weil sie mir erst im letzten Moment eingefallen sind: :D

  1. Ich lese noch an der Wharingham-Saga und habe den ersten Teil beendet! Es ist super und beruht auf der wahren Geschichte des Königshauses in England echt spannend und man lernt nebenbei was ;)
  2. Meine neueste Recherchen ergaben, dass der Jungenname Joe mit einem „e“ geschrieben wird, nicht aber mein Spitzname^^ Also schreibe ich Jo jetzt so wie es Gail auf meinen Lohnzetteln macht. :)
  3. Hobbiton, also der Dreh-Ort vom Zuhause der Hobbits ist hier ziemlich in der Nähe. Ich werde es wohl besuchen, aber ich weiß noch nicht, ob auf dem Weg in den Süden oder dann auf dem Weg zurück in den Norden.
  4. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mir jemals soviele Tritte wie hier eingefangen hab. Gestern hat mir eine Kuh beim Melken ganz nett mit ihrem Knie zwischen die Augen gegen die Stirn gekickt :D
  5. Das Fahrrad von Kays Tochter Emma.
    Ich habe von Gails Schwester, Kay, ein Fahrrad geliehen und bin damit auch schon viele Kilometer umhergefahren :)
  6. Die Kiwis hier (Also die Früchte jetzt :D Nicht die Vögel und nicht die Menschen^^) sind sooo spottbillig, dass wir letztens ca. zwei Kilo für ein bisschen über einen Euro bekommen haben :D Ich ernähre mich quasi davon :D
  7. Zum Frühstück esse ich mittlerweile ganz traditionell Bacon&Egg von dem Bacon der eigenen Schweine und den Eiern der Hühner hier. Mega, sag ich euch ;)
  8. Ich kümmere mich gerade um eine Möglichkeit, nach Australien zu fliegen und schau mal, wie es am günstigsten ist mit dem Hin- und Herfliegen.
  9. Die Eltern von Janice und Ray kommen ursprünglich aus England und sind nachweislich mit Captain Smith, dem Kapitän der TITANIC verwandt :D
  10. Die frische Milch direkt von den Kühen, die wir hier trinken ist wahnsinnig lecker. Wenn man aber zu viel davon trinkt, gibt es Bauchschmerzen :D Erfahrung! ;-)
  11. Ich habe von Felix Gummistiefel mit Stahlkappen und habe ein Rezept gegen abgestorbene Füße entwickelt: Wenn man sie nicht mehr spürt am Morgen, einfach kochendes Wasser auf die Schuhe gießen. Die Stahlkappen erwärmen sich angenehm und sind wie eine kleine Heizung dann, sodass man die Füße wenigstens wieder spürt nach einiger Zeit ;-) Also falls ihr gerade mal frieren solltet da drüben :D
  12. und letztens: Ich habe für heut Abend mit Gail eine Einladung von ihrer Schwester und deren Familie, mit ihnen das All Blacks Rugby-Spiel auf einem großen Flatscreen anzusehen :) Mir Abendessen etc. Es wird mein erstes Rugby-Spiel sein, dass ich sehe, ich freu mich drauf! :)

Aber vorher ist hier noch eine Menge zutun!
Melken, Füttern, Babys reinholen, Putzen uuund so weiter.

Ich mach mich ran!
Bye bye
Jo :)

PS.: Ich weiß, dass die Bilder von Zitrone und Orange nicht reinpassen, aber ich glaube, ich habe sie das letzte Mal vergessen :x

Samstag, 2. August 2014

Oakstead Farm, die Zweite :)

Hey meine Lieben,

fast zwei Wochen bin ich jetzt schon hier auf der schönen Oakstead-Farm :)

Mittlerweile beginnen wir unsere Arbeit am Morgen schon um 6.15 Uhr und lwerden im Laufe dieser Woche noch auf 6 Uhr runtergehen.
Es ist wichtig, die Kühe langsam an eine zeitigere Uhrzeit zu gewöhnen – wenn wir von heut auf morgen eine Stunde eher anfangen würden, würden die Kühe noch schlafen und nicht mitkommen zum Melken^^

Trotzdem müssen wir jetzt langsam anfangen, immer zeitiger zu melken, weil wir bis 7.30 Uhr fertig sein müssen mit den Milchkühen, damit die Milch vom Tanker abgeholt und in die Factory gebracht werden kann.

Auch, wenn sie mich dreckig machen:
Solange sie es in Herzform machen, ist es völlig egal :D
Wir sind beim Kalben jetzt bei der Hälfte angelangt. Zweimal kam der Truck schon, um jeweils fünf kleine Beefies mitzunehmen und acht haben wir zur Zeit noch im Pen, die dann in den nächsten Tagen zum Schlachten fahren werden.
Sie müssen mindestens vier Tage alt sein, die Nabelschnur muss trocken sein und sie müssen ein bestimmtes Gewicht haben, um auf den Truck und damit später zu irgendwem in den Kühlschrank zu kommen. :x
Die letzten Beefies waren aber alle soooo schwer, dass wir uns da überhaupt keine Sorgen machen müssen, dass sie zu wenig wiegen^^


Leider sind die Kleinen, die nicht mehr lange leben allesamt absolut süß. Alle weiß-braun und echt lieb. Aber alles hat ein Ende und so...
Von den Mädels (Heifer) behalten wir 25 und die haben wir jetzt erreicht, das heißt, alle Heifer, die jetzt noch geboren werden, kommen ebenso auf den Truck und werden zu kleinen Steaks oder was weiß ich, verarbeitet. :O


Unsere Kleinste zur Zeit, Malu :)
Ich bin fleißig am Namen verteilen für die Verbleibenden^^ Und am Füttern beibringen natürlich.
Denn, wie ich vielleicht schon mal erwähnt habe, wissen die Neugeborenen natürlich noch nicht, wie sie vom Feeder essen sollen. Also bringe ich es ihnen bei, wenn sie alt genug sind (Also 24 h ca.). Es ist schon erstaunlich, wie schnell so ein Kalb lernt: Nach 5 Minuten steht es, nach 24h kann es allein trinken und dann wächst es auch noch total schnell und „sprechen“ kann es auch schon von Anfang an^^ Und ich bin sehr der Meinung, dass sich ihr Muhen doch eher wie das Blöken von Schafen oder das Meckern von Ziegen erinnert, nichtsdestotrotz sehr niedlich. :)

Rosi, nach Oma, eine Heidi gibt es schon ;)
Aber manche Kälber stellen sich trotzdem eeecht dumm an beim Lernen ;)
Es ihnen beizubringen besteht grundsätzlich im Prinzip nur daraus, ihnen die Finger ins Maul zu stecken und dafür zu Sorgen, dass sie saugen. Die, die nicht gleich kapieren, wie man saugt, muss man dazu bringen, in dem man ihnen kurz die Nase zuhält. :D Dann führt man die schlauere Sorte an den Feeder und sorgt dafür, dass sie statt der Finger eben die Zitze im Maul haben. Wenn sie dann abrutschen oder so, muss man sie nur nochmal daran erinnern, wo die Zitze ist und das vielleicht einige Male bei manchen und dann haben sie es normalerweise drauf.
Die Kleine Süße heißt "Pudding" :)
Und hat sich das Trinken quasi allein beigebracht,
schlaues Mädchen :)

Manche sind zwar halb verhungert, aber wollen partout nicht trinken. Bei den netten Muhs muss man dann einfach den Kopf zwischen die Beine nehmen und sie an den Feeder ziehen. :D Dann die Schnauze etwas drücken, damit sie merken, dass da etwas rauskommt und dann sollten selbst die Doofen unter ihnen es irgendwann verstanden haben^^

Manchmal sind die Doofen aber auch echt niedlich, wenn sie ihre Zitze verlieren und dann wie wild durch Pen springen und gegen die Wand rennen und unter die Beine von den anderen krauchen, um die Zitze wieder zu finden :D Denen sollte man dann schon helfen^^

Sophie (benannt nach ihrer Großmutter)
Lydia beim Trinken, liebevollstes Kalb in diesem Pen :)
Wenn man den Süßen nämlich nicht beibringen würde, zu trinken und sie auch noch ein paar Mal daran erinnerte, dann würden sie einfach sterben, weil sie nicht wissen, dass sie es machen müssen. Und das wollen wir ja nicht :)

Was ich vor ein paar Tagen erfahren habe: Hier in Neuseeland (vor allem auf dem Land) gibt es in der Schule eine total tolle Erfindung: Den Calf-Club. :D Das heißt im Genaueren, dass jedes Kind von Zuhause ein Kälbchen oder ein Lämmchen oder eine kleine Ziege oder was auch immer (aber in Baby-Format) mitbringt und in der Schule vorstellt sozusagen :)

Die Tochter von Gails Bekanntem Elliot hat dafür eines der kleinen Beefies bekommen – ein gaaanz kleines niedliches ;) Olivia hat ihn prompt Cupcake getauft :D
Sie wird ihn jetzt einige Wochen bei sich Zuhause haben und ihn an sich gewöhnen und füttern (hoffentlich^^) und dann mit in die Schule nehmen, um ihn den anderen dort zu zeigen :)
Ich finde, das ist eine tolle Idee und man könnte sie auch in Deutschland einführen ;D

So hat wenigsten einer es geschafft, nicht auf den Truck zu kommen^^
Für alle anderen Kälber habe ich von Gail ein kleines gelbes Buch bekommen, wie es jeder Farmer hat. Dort trägt man die Nummer der Mutter, den Vater, den Schwierigkeitsgrad der Geburt, die Identifikationsnummer und dann den Namen des Kälbchen ein :) Und welche Kühe krank werden, was man für Maßnahmen ergreift, wann sie wieder gesund sind. Wenn sie sterben, gibt es noch extra Seiten, auf denen man dann auch noch notieren muss, warum. Außerdem Seiten für Informationen zum Verkauf von Kühen und so :)
Hab mich super gefreut und gleich alles ausgefüllt :)

Jungbulle John, ihr kennt ihn schon.
Alle Kälbchen, die ich von nun an dort hinein schreibe, werden ja aber leider nicht lange am Leben sein :-/
In den nächsten Tagen wird jemand die Identifikationstags für die bleibenden Kälchen vorbei bringen, damit sie für ihr Leben markiert werden und die Nummern kommen dann auch in das Buch.
Davor müssen wir sie allerdings noch enthornen, das heißt, ihnen die Stelle, wo die Hörner kommen würden, quasi wegbrennen. Klingt ein bisschen gruselig, ist es vielleicht auch und tut ihnen auch hällisch weh, aber für die Sicherheit und Gesundheit aller, ist es besser, wenn sie lieber keine Hörner bekommen^^
Meine Namensschwester Joe :)

Die Muttis (die bereits gekalbt haben) also jetzt über die Hälfte, haben wir in zwei Gruppen geteilt: die Colostrums, also die, die gerade erst gekalbt haben und noch die gelbe „Erstmilch“ im Euter haben und die Milkers, die bereits die „gute“ Milch haben, die an die Factory verkauft werden kann. Es sind jetzt 40 Milkers und 21 Colostrums

Früh hole ich immer erst die Milkers von der Weide und dann die Colostrums. So kommt die erste Milch in den Vat (Tank) für die Factory und die Nachfolgende lasse ich wieder in Eimer laufen für die Kälbchen :)
Bei der Reinigung mit Säure
muss man gut geschützt sein :D
Den Tank musste ich vor der ersten Benutzung erstmal von innen mit Säure reinigen. Es wahr seehr witzig, durch das kleine Loch hineinzukriechen und in dem kleinen Tank zu hocken mit ein bisschen Platzangst :D So muss sich ein Kalb im Bauch fühlen, könnte man meinen^^

Ein paar der frischen Mütter hatten in den letzten Tagen Milchfieber. Sie liegen dann herum und können nicht aufstehen. Die Krankheit wird durch Calciummangel im Blut ausgelöst nach der Geburt. Wir geben ihnen dann einfach eine total eklig riechende Mischung, in der unter anderem hauptsächlich Calcium drin ist und nach einer Weile – meist kein Tag – sind sie wieder Fit. Wenn man es aber nicht behandeln würde, würden sie sterben und das wollen wir ja nicht.





Sonst ist hier jeder Tag irgendwie ziemlich gleich und doch völlig anders als jeder andere xD
Mal büchsen Kühe aus, weil sie über Zäune springen, auf denen wegen misteriöser Umstände einige Zeit kein Strom war oder ein Kalb meint einfach mal zwei Weiden weiter ein nickerchen im hohen Gras machen zu müssen, sodass wir es erst suchen müssen.^^ All solche kleinen Dinge lassen den Tag manchmal recht lang werden.

Christian, der zweite Bulle, der hier bleibt. :)
Und nebenbei das sauberste Kalb überhaupt. :)
Aber nur, wenn man man dann am Ende auf die Uhr guckt, denn lang kommen sie mir eigentlich nie vor. Die Arbeit an der frischen Luft macht Spaß und die Tage fliegen nur so dahin.
Das Wetter ist auch echt toll zwischendurch mit ca.20° und viiiel Sonne.
Heute hat es aber gottseidank zur Abwechslung mal geregnet, denn sonst hätten wir ein Problem, weil die Weiden nicht ordentlich nachwachsen ohne Regen. :O
Dann hätten die Kühe nicht mehr genug zu Fressen und das ist – gerade jetzt in der Melkzeit – unglaublich wichtig.
Wir haben aber immer genug Essen und sind hier allerbestens versorgt :)
Jannik hat einen Job in der gleichen Straße, in der die Oakstead-Farm liegt und kümmert sich dort auch um die Kälbchen.
Rainbow, sie ist seeehr klein und total lieb *-*
Nach getaner Arbeit finden wir uns immer alle hier zum Essen ein, dass Janice liebevoll für uns kocht. Immernoch seeehr, sehr lecker jedes Mal und es wird einfach nicht langweilig. Es ist schön, wenn man sich nicht darum kümmern muss, was man am Abend ist, weil es immer pünktlich um sechs dampfend auf dem Tisch steht :D

Direkt vor unserem Raum steht ein Orangen-Busch, mit dessen Orangen ich schon etwas Saft gepresst habe und etwas weiter den Weg runter steht ein Zitronen-Baum. Palmen säumen die große Straße und nebenan blöken die Schafe mit ihren kleinen Lämmern.

Es ist schon toll hier, lasst euch das sagen! ;)
Tally nach meiner lieben Cousine :D
Und eine Versicherung für das Auto haben wir jetzt auch abgeschlossen. Alle haben es uns ans Herz gelegt, weil es hier einfach zu viele Idioten gibt, die auch ohne Führerschein fahren und da ist es einfach sicherer. Wir bezahlen für das ganze Jahr jetzt ca. $265. (Ich hab gelernt, das Zeichen kommt hier davor^^) Wir haben sie bei AA abgeschlossen und es ist eine 3rd Partie- Versicherung. Wenn wir unser Auto irgendwie beschädigen, falls wir irgendwo gegen fahren zum Beispiel, bezahlt die Versicherung bis zu $4000. Wenn wir jemand anderes beschädigen, liegt der Eigenanteil bei $1000 und den Rest begleicht die Versicherung. Das ist so das beste Angebot, was man hier finden kann und ich bin eigentlich sehr zufrieden damit :)

Das war es fast auch schon wieder, denn so viel passiert ja nicht ^^

Mein Platz auf der Terrasse direkt vor unserem Container
Toller Platz zum Lesen!
Meine Pausen verbringe ich fast ausschließlich mit Lesen in der Sonne.
Danke nochmal, Toni, für den Tipp mit „die Saat“, echt ein geiles Buch! Empfehle ich euch allen!
Jetzt lese ich gerade die Wharingham-Saga, auch schön!! Bin zwar erst bei Seite 600 vom ersten Buch, aber wenn es so bleibt, ist es schön :)

Also falls ihr noch Buchempfehlungen habt, immer her damit! :)

So, aber auch, wenn heut Samstag ist, gibt es eine Menge zutun und ich muss auch schonwieder zum Mittagsessen :)

Ich meld mich bestimmt mal wieder!
Lasst es euch gut gehen und haltet die Ohren steif,
Cheers
Joe :)
Und schöne Grüße von Meg :)


PS.: Wir verbringen am Abend meist noch einige Zeit draußen, weil der Sternenhimmel einfach unglaublich ist! Man sieht die Milchstraße in voller Pracht und es ist, als könnte man nach den Sternen förmlich greifen *-* Es ist echt mega schön! Leider kann man davon kein Foto machen, da unsere Apparate das beim Besten Willen nicht in voller Schönheit festhalten können.