Ein HOCH auf das deutsche Brot!!
Als wir in Tauranga vorgestern Abend erneut einkaufen waren, standen wir im Pack'n Safe vor einem Regal mit einhundertmillausendundtwölfzig verschiedenen Sorten "Brot". Weißes, noch weißeres, ein bisschen dunkler weißes, mittelweißes, grau-weißes, superhellbraun-weißes....Kein Schwarzbrot, kein Körnerbrot, niiiiiichts. Und als wir schon ganz glücklich ein Brot fanden, auf dem sie mit großen Buchstaben das europäische Brot anzeigten, wurden wir nur seeeehr enttäuscht. :O
Dieses Brot sah von außen zwar aus wie Schwarzbrot, aber - was für eine Überraschung - es war weißes Brot, gefärbt mit gaaaaanz viel Luft, sodass es eher an eine braune Luftmatratze als an unser gutes, altes Roggenbrot erinnerte.
Ja und da habe ich feststellen müssen, was für tolles Brot wir doch haben.
Wir haben hier nämlich jetzt - nach nur einer Woche - schon ein bisschen die Nase voll von Brötchen^^
Also ehrt es gut da auf der anderen Seite der Welt! Es ist einzigartig! :D
Ach wo ich gerade bei Vorgestern bin:
Sowas wie da ist mir ja auch noch nicht passiert :D
Bevor wir einkaufen fuhren, wollte ich beim Hafen vorbei schauen, um eventuell einen Job zu finden oder...naja einfach nur die Boote anzuschauen. Darauf lief es dann hinaus, denn die einzige Werft, die auf dieser Seite des Wassers war, hatte bereits geschlossen (das Office zumindest). Also lief ich den Pier so zwischen den Booten lang, als mir zwischen den ganzen Motoryachten (keine Segel :O ) ein schönes Segelboot auffiel. Ich hab es im Vorbeigehen ein bisschen länger angeguckt als die anderen Boote und da hör ich jemanden mit einem ziemlich lustigen Akzent auf Englisch rufen, ob ich ein Bier haben möchte. Ich hab es erst gar nicht so richtig verstanden und bin näher ans Boot ran und da saßen zwei Seebären auf dem Schiffchen und guckten mich freundlich an. "Sorry?", fragte ich nach, weil ich nicht so recht wusste, was sie von mir wollen. Er wiederholte seine Frage und dann stand ich da :D Ja, was mach ich jetzt? In Deutschland würde ich glaub ich nicht zu fremden Männern ins Boot steigen, aber hier in Neuseeland ist das anders. Ablehnen wäre ja irgendwie unhöflich und es hat sich hier schon so viel dadurch ergeben, dass wir mit Einheimischen einfach nur gequatscht haben. Jannik saß im Auto und las, der würde mich so schnell nicht vermissen und ich würde ihm eine Nachricht schreiben, dachte ich mir dann nur noch, als ich lächeln einwilligte und aufs Boot stieg.
Sie stellten sich mir vor und drückten mir prompt das Bier in die Hand. So sehr ich mich auch anstrenge, ich kann mich nicht an den Namen des Besitzers erinnern, aber es war ein älterer Herr, fast 70, mit weißem Bart - so wie man sich eben einen Seebären vorstellt - und Craig, sein Kumpel, der sein Boot ein Stück weiter zu liegen hatte.
Wir begannen den üblichen Smalltalk - wer, wie, wo, warum :D
Es stellte sich heraus, dass der alte Seebär am nächsten Morgen nach Fiji aufbrechen würde und ungefähr vier Monate auf See wäre. Ich hätte ja fast gesagt, ich komme mit, aber dafür war ich ja schließlich nicht nach Neuseeland gekommen ;)
Aber nicht nur das erzählte mir der alte Mann. Er sagte auch, dass er wen im Packhouse die Straße runter kennen würde, der eventuell einen Job für uns hätte. Genial! Und da ist wieder genau das eingetreten, was uns schon öfter aufgefallen ist und was uns auch in den nächsten Tagen wieder passieren sollte: Wenn man mit den Leuten quatscht, bekommt man Kontakte :)
Also rief er eine Frau dort an und sagte mir anschließend, an wen wir uns wo wenden sollten. :)
Perfekt!
Craig zeigte mir anschließend noch sein Boot, stellte mich seiner Frau vor und gab mir seine Nummer für den Fall, dass ich mal wieder in der Nähe wäre und auf ein Bier rumkommen möchte :D Ich denke nicht, dass ich das ausschlagen werde, denn ich habe in der halben Stunde, die wir auf seinem Boot waren schon so einige englische Worte für Teile des Boots etc. erfahren, von ihm kann ich bestimmt noch einiges lernen. (Er war auch viele Jahre mit seiner Frau nur auf See :) )
Er gab mir, bevor wir uns dann verabschiedeten, noch einige Tipps, zu welcher Bootswerft ich gehen könnte, um vielleicht mal Arbeit zu finden und an welchem Blackboard ich mich einschreiben sollte, um evtl. mal irgendwo mitsegeln zu können. :) Wir haben dann noch kurz mit einem Briten geschnackt, der Wahlneuseeländer geworden war und dann ging ich auch schon zurück zum Bus, um dem Unwissenden im Bus zu berichten, was für neue Möglichkeiten sich aufgetan haben. :D
Wir fuhren direkt zum Packhouse, dort trafen wir allerdings nur noch einen Arbeiter, der sagte, wir sollten morgen wiederkommen. Gesagt, getan.
Sonnenaufgang am Strand in Tauranga |
Den 15.07. begannen wir -wie soll es auch anders sein - mit Brötchen. Mit weißen Brötchen :D Bei strahlendem Sonnenschein am Strand (so hieß der Abschnitt dort), machte das aber eigentlich gar nichts und wir riefen vor lauter Tatendrang (denn wir würden gleich wieder zum Packhouse fahren) beim IRD an wegen unserer Steuernummern. Die lagen dort leider noch nicht vor, sodass wir beschlossen, es am Ende der Woche einfach noch mal zu versuchen.
Aber dadurch ließen wir uns den gestrigen Tag auf keinen Fall vermiesen und machten uns schleunigst auf den Weg zum Packhouse. Mary-Ann (die Frau im Office), war sehr freundlich und quasselte in einem soooo flotten Englisch, dass wir anfangs etwas Schwierigkeiten hatten, hinterher zu kommen. :D Aber wir haben sie dann doch irgendwie verstanden und sollten Formulare mit unseren Daten ausfüllen. Sie würde uns dann anrufen, wenn sich etwas ergeben würde, sie könne es aber nicht genau sagen. Dass sie sich heute schon melden würde, konnte ja keiner ahnen :D Aber es ist seit dem sooo viel passiert, dass wir der Guten wohl absagen müssen für den Job. Denn der würde sich nur auf ca. drei Tage in der Woche belaufen und wäre wieder in Tauranga, was in unseren jetzigen Plan (der sich allerdings ca. alle zwei Stunden ändert) nicht mehr reinpassen würde ;)
Nachdem wir nämlich erfuhren, dass der Job, wenn, dann erst ab nächster Woche zu vergeben wäre und er sich nur auf drei Tage die Woche belaufen würde, beschlossen wir, erstmal die Stadt zu verlassen und in eine coole Gegend zu fahren :D Jannik hat auf der Karte die Hot Water Beaches gefunden und die kamen uns ziemlich sympathisch vor, sodass wir uns gleich nach unserer Bewerbung im Packhouse in den Van setzten und gen Norden in Richtung Whitianga düsten.
Dass unser Autochen ein CD-Player hat, ist wirklich super. Bei strahlendem Sonnenschein den Highway runter zu düsen und dabei laut Musik zu hören, ist wohl eines der schönsten Gefühle der Welt. Freiheit pur *-*
Als wir nun auf dem Weg wieder durch Katikati kamen, hiniterließen wir bei einigen Packhäusern und Plantagen unsere Nummern und schlängelten uns durch die Berge. Solche Haarnadelkurven habe ich selten erlebt. Stellte euch vor, es paaren sich eine Bergstraße in Thüringen, den Alpen und dem Himalaya mit einer Haarnadelauffahrt zu einem Parkhaus, setzt das dann in eine paradiesische Landschaft mit Palmen, dem Pazifik und seeeehr hohen "Hügelchen" und dann habt ihr ungefähr eine Vorstellung von der Tour :D
In unserer Richtung hatten wir gottseidank meistens den Weg abwärts, sodass ich auf dem Weg eigentlich nur die Bremse betätigen musste (denn die Kurven konnte man nur so mit höchstens 30 km/h befahren).
Mir wurde schon ganz schwindelig, als es langsam besser zu werden schien.
Der "Urwald" lichtete sich etwas und es kamen in paar Farmen zum Vorschein.
Irgendwie entwickelte sich die Idee, dass wir ja mal fragen könnten, ob sie einen Job für uns haben, denn es war soooo wunderschön hier, dass sich jeder Job - völlig gleich welcher - hier wohl lohnen würde :D
Also anhalten, raus aus dem Auto, fragen.
Der erste Farmer, der mich von seiner Statur sehr an einen Schrank erinnerte, sagte uns, dass er keine Arbeit für uns hätte. Er sagte das natürlich nicht nur in einem, sondern in gefühlten hunderttausend Sätzen, aber wir haben ehrlich gesagt, nichtmal die Hälfte verstanden :D Den Sinn schon irgendwie, aber einige Worte hat er so verschluckt, dass wir beide Mühe hatten. Das haben wir aber erst im Nachhinein festgestellt, denn während der Unterhaltung haben wir natürlich beide nett gelächelt und genickt :D Wie es sich so gehört, wenn man eigentlich nicht so richtig weiß, was los ist :'D Ich fand es sehr witzig :D
Auf dem Weg zum Farmer, den keiner versteht :D |
Wir haben es jedenfalls entdeckt und sind den Sandweg zu einer ziemlich großen Farm rauf gefahren. Da wir dort niemanden antrafen, schrieben wir einen Zettel mit unseren Nummer und just in diesem Moment kam Nigel mit seiner Motorcrossmaschine und den Schafen den Hügel hinunter.
Auf die Frage, ob er einen Job für uns hätte, hatte er leider keine positive Antwort, da gerade Winter war und er eigentlich alles alleine bewältigen konnte.
Trotzdem lud er uns auf einen Tee im Haus ein, das noch etwas weiter den Weg die Hügel hoch lag (es war wirklich sehr versteckt hinter Bäumen und Büschen, wie in einem Märchen). Er hatte seinen Sohn Samuel und dessen Freund Liam dabei, die, einer vor ihm, einer hinter ihm, mit auf dem Motorrad nach oben zum Haus fuhren - wir mit dem Van hinterher.
Nigels Farm liegt in einer wunderschönen Landschaft |
Dort lernten wir seine Frau Christine kennen (sie kommt ursprünglich aus Nordirland und das hörte man an ihrem Akzent auch). Eine sehr, sehr nette Frau mit niedlichen Locken und einem Lächeln, bei dem man denkt, sie möchte einen gleich auffressen :D Nein Spaß, sie lacht wirklich einfach nur seeeehr zähnefletschend :D
Wir tranken alle zusammen Tee und die Jungs spielten, als eine Freundin von den beiden, Liz, noch dazu kam. Nach dem allgemeinen Smalltalk telefonierte sie gefühlt ihr ganzes Telefonbuch durch, auf der Suche nach einem Job für uns :)
Sie beschrieb uns, was uns ein Lächeln auf die Lippen zauberte, als junge deutsche Touristen mit einem super Englisch, die noch nicht auf einer Farm gearbeitet haben, aber so aussähen, als könnten sie anpacken :D
Es war so toll, wie sie sich gekümmert hat und wie alle zusammen, obwohl sie uns eigentlich nicht kannten, versuchten, uns zu helfen. :)
Es hat geholfen, denn sie konnte für einen von uns einen Job in Hamilton organisieren, wir schauen da Montag mal vorbei, ob das was wird :)
Nach dieser tollen Nachricht wurden wir auch noch auf die Truthahnjagd eingeladen. Da wir beide sowas noch nie gemacht haben, haben wir natürlich eingewilligt. Also Gummistiefel und Arbeitssachen an und ab mit Simon (einem Freund von Nigel und Vater von Liam), Nigel, Samuel, Liam und Jannik ab in den Landrover und los ging es die gefühlten 90°-Abhänge hoch.
Mir blieb manchmal fast das Herz stehen bei dem Gefühl, nach hinten umzukippen :D
Um die ganze Truthahnjagd zusammenzufassen: Nigel schoss sie mit Schrot ab, wir brachen ihnen das Genick, damit sie nicht leiden mussten und packten sie ins Auto. Dann fuhren wir mit ihnen zu einem kleinen Matschloch, wo wir sie rupften und ihnen die Beine ab- und die Brust herausschnitten (das beste Fleisch, meint Nigel) und den Rest dann einfach dort liegen ließen :D
Einen haben wir ausgenommen für Samuel zu Weihnachten.
Unsere völlig mit Truthahnblut verschmierten Finger, wuschen wir dann im Fluss gleich nebenan :)
Das mag sich jetzt alles ziemlich eklig anhören, aber ich fand es nicht schlimm. Im Gegenteil, es hat uns sogar richtig Spaß gemacht und wir haben beide noch mehr Lust auf Farmarbeit bekommen.
(Papa ich hoffe, du bist stolz auf mich, dass ich einfach so einen Vogel töten, rupfen und ausnehmen kann :D)
Kein Kommentar :D |
Nigels Familie: Christine, Hannah (10), Samuel (8) und Maya (3). Sowie Simons Familie: Seine Frau Carina, Sohn Liam (8), Tochter Cairy (9) und seine total süße Kleinste Lyla (4). So waren wir also zwölf Leute, die das leckere Abendessen genießen konnten. Es gab Kartoffeln, Gemüse, Baguette, Nudelsalat und Würste in irgendeiner Soße :D Es hat aber echt gut geschmeckt!
Natürlich wurde uns Bier und Wein angeboten (und nichts anderes :D), sodass Nigel kurzerhand beschloss, dass wir die Nacht im Gästezimmer verbringen würden, weil trinken und fahren nicht ginge (hat er ja Recht, der Gute :D )
So hatten wir noch einen gemütlichen Abend mit viel Quatschen und Spielen mit den Kindern (Christine sagte mir, ich wäre ein guter Babysitter xD).
Dann fielen wir völlig kaputt von der Jagd und nach der ersten richtig heißen Dusche seit einer Ewigkeit ins Bett. (Es war im Raum übrigens nicht wärmer als im Auto, sodass wir gar nicht erst die Möglichkeit bekamen, zu bedauern, dass wir immer im Auto schlafen, es ist super :D )
Um acht heut morgen klopfte Nigel dann laut an unsere Tür, um uns zu wecken. Wir frühstückten gemeinsam und beschlossen gemeinsam, uns noch einmal zu sehen. (Hannah war gestern Abend schon ganz traurig, als ich sagte, dass wir nur die Nacht bleiben und ich musste ihr da schon versprechen, dass ich wirklich wieder kommen werden, um sie zu besuchen).
Zum Abschied haben wir Honig aus der Region und etwas Truthahnfleisch bekommen und fuhren damit weiter nach Whitianga. Und da simma nu :D
Auf dem Weg nach Whitianga |
Und als wäre es nicht genug, kam ein Angler gerade aus dem Wasser mit seinem Boot und fragte uns, ob wir hier rumreisen und wir eventuell einen Fisch haben wollten für das Abendbrot :D
Joah den hat er uns dann auch einfach so geschenkt, ihn noch für uns ausgenommen und ist dann wieder abgedüst :D Wenn das so weitergeht, meinte Jannik, haben wir heut Abend noch ein Wildschwein und eine Möwe, die uns irgendwer schenkt ;D
Leckere Fischis :D |
Haut rein!
Joe. ♥
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